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Die Stadtteilvertretung Spreeinsel

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SPINDLER-BRUNNEN AM SPITTELMARKT

Stadtteilvertretung Spreeinsel
c/o Stadtteilvertretung Wilhelmstraße (Büro)
Gertrud-Kolmar-Straße 4
10117 Berlin

Anne Wagner-Junker, Dipl. Phil., Sprecherin

Postanschrift der Stadtteilvertretung Spreeinsel:
Fischerinsel 5, 12-06
10179 Berlin-Mitte

Offener Brief an die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Hauptstadtreferat
z. Hd. Herrn Dipl. Ing.
Hilmar von Lojewski
HA-Ltr.
Behrenstraße 42
10117 Berlin
vorab per E-Mail am 12. 3. 2004

Berlin, den 12. März 2004

Bebauung Friedrichswerder, hier: B-Plan Spittelmarkt 1-2b

Sehr geehrter Herr von Lojewski,

vor kurzem hatte ich das Vergnügen, in Ihrem Haus die Eröffnung der Ausstellung Masterplan Museumsinsel zu erleben. Der Lichthof in der Behrenstraße ist wirklich ein sehr schöner Ausstellungsort für alle Vorhaben in der historischen Mitte. Gern hätte ich auch mehr Zeit, ab und an in der Behrenstraße vorbeizuschauen - aber leider... Das "Leider" ist auch gewissermaßen der Grund dieses Schreibens.
Wenn es stimmt, was vor kurzem "durch mündliche Überlieferung" bei mir fernmündlich ankam, dann müssen wir, die Bürger an diesem Ort in der historischen Mitte, uns wieder mal sputen. Und eigentlich bin ich dann richtig sauer ob der leider wieder einmal mangelnden und womöglich nicht fristgerechten bzw. klaren Information gegenüber der Stadtteilvertretung Spreeinsel.

Deshalb möchte ich mit diesem offenen Brief folgende Frage stellen:

Stimmt es, daß ein Bebauungsplan im Bebauungsplan zum Spittelmarkt 1-2 zur öffentlichen Einsicht irgendwo ausliegt? Was liegt da aus und mit welchem Ziel? Was ist mit dem "großen" Bebauungsplan Spittelmarkt 1-2 und warum plötzlich diese Eile mit dieser, mit Verlaub für mein Empfinden, "hingerotzten Klammer eines Querriegels" von eventuellem Bürohaus am heutigen Standort des Spindler-Brunnens? Bezieht sich diese Planung auf ein dort eingeleitetes Investorenvorrangverfahren?

Und nun merke ich leider, daß es doch mehr Fragen werden, als nur eine ...
Wer hat denn bei der Senatsverwaltung der Stadt Berlin "Vorrang"? Soll es so weiter gehen, daß Vermarktung contra Bürger gestellt wird? Wo ist mit dem "PlanStückwerk Innenstadt" Stadtkultur an diesem bedeutenden Ort zu erwarten? Nur historische Grundrisse ausfüllen zu wollen genügt doch nun mal nicht, meine ich.

Sehr geehrter Herr von Lojewski, vor allem aber interessiert mich eines: wie sind Sie und Ihre Mitarbeiter bisher mit unserem Vorschlag zum Standort Spindler-Brunnen umgegangen - ich verweise auf die Sitzung mit Herrn Röhrbein in Ihrem schönen Haus, damals dringend gewünscht von Ihnen - klar und nachvollziehbar zu erklären, was mit und aus dem Spindler-Brunnen wird? In der Bauzeit und vor allem: danach? Wo wird er, wenn die Bebauung so durchgeführt wird, wie jetzt scheinbar geplant?

Kulturgutvernichtung - wir betrachten die "Rekonstruktion" des Spindler-Brunnens und dieser Geschützten Grünfläche und übrigens auch die Bronze-Plastik des Denkmales der Hl. Gertrud auf der Gertraudenbrücke an der gegenwärtigen intensiven Baustelle als Kulturgut!! - ist auch in Investorenvorrangverfahren nicht statthaft.
Es muß deutlich gemacht werden, wie die sozialen, ökonomischen und gesellschaftlichen Belange - also Kultur überhaupt - durch Verwaltungshandeln nicht ignoriert, sondern berücksichtigt und ggf. geschützt werden. In diesem Falle an einem Ort, in dessen unmittelbaren Einzugsgebiet (noch!!!) rund 10.000 Menschen leben.
Wenn ich einen Wald abholzte, müßte ich ihn vorher oder gleichzeitig oder wie auch immer wieder aufholzen. Wenn ich einem gesellschaftlich, sozial-kulturell und ökonomisch wichtigen Ort wie dem Spittelmarkt seine einzigen öffentlichen Identifikationspunkte durch vorgezogenen und nicht vermittelbaren "Einschlag" nehme, dann muß ich mindestens für eine allseits öffentlich wahrnehmbare, verbindliche Erklärung sorgen, was damit weiter im Bebauungsgeschehen passiert. Das verstehen wir unter "Nachhaltigkeit", speziell in diesem Zusammenhang. Es gab eine Zeit, da wurde mit mathematischem Kalkül und Sinn für Ästhetik geplant und gebaut. Diese Zeit scheint nun wirklich in tragisch-trauriger Weise an diesem wichtigen und einstmals sehr schönen Innenbereich der Stadt Berlin vorbei zu sein.

Es bleibt die Frage.
Was also wird aus dem Spindler-Brunnen, wo wird er eingelagert und vor allem: wo wird er dann wieder aufgestellt und angeschlossen? Mein Vorschlag, d. h. der Vorschlag der Stadtteilvertretung Spreeinsel war, die Planungen so zu vervollständigen, daß sich an diesem Ort wieder eine Ruhezone in Form eines Brunnen-Platzes auftut - also den Spindler-Brunnen nicht etwa zur Verkehrsinsel im geplanten Knick der Leipziger Straße zu machen, sonder auf der Park- und Grünfläche in einem landschaftsplanerischen Verfahren bei der Bebauung des Friedrichswerder wieder einzubringen. Gibt es keine Landschaftsarchitekten, die sich dieser verdienstvollen Aufgabe gern widmen würden? Ich allein kann Ihnen sofort 5 nennen, die dies gern täten!

Diese Frage hätte die Stadtteilvertretung Spreeinsel gern verbindlichst beantwortet bekommen, und bitte gern zeitnah zu diesem Brief. Dafür wären wir BürgerInnen der historischen Mitte - und sicher auch alle anderen Interessierten - Ihnen dankbar.
Als kleine unterhaltsame Geschichte zum "Thema" Plätze und Brunnen in einer Metropole als Elemente einer "nachhaltigen" Stadtentwicklung schicke ich Ihnen anbei die Geschichte von Bernini und dem Vierströme-Brunnen auf der Piazza Navona, wie diese historisch überliefert wurde. Ich habe diese Geschichte in meinem 2003 erschienen Buch ROMA - REISE ZUR KUNST verwendet und wie Sie sich denken können, nicht ohne tiefe Trauer im Herzen bei dem Blick auf die Berliner Innenstadt - und das, was mit solchen Planungen noch in den nächsten Jahren platt gemacht sein wird. Eine annähernd schöne Geschichte oder Parallele zur römischen Stadtentwicklung können wir in Berlin nicht mehr liefern, aber auch und besonders die Berliner Geschichte hatte und hat unendlich schöne und interessante Anekdoten. Die möchten wir BürgerInnen uns gern erhalten und gelegentlich gern erinnert wissen und unser Leben nicht ständig auf Auslandsreisen schöner finden müssen als zu Hause. Aufenthaltsqualität und Wohnkultur entstehen zu lassen oder zu erhalten, auf jeden Fall bei Plänen zur Stadtentwicklung nicht immer wieder "rauszukicken", weil Bruttogeschoßflächen gerechnet werden und nicht Lebensqualität. Wir wollen, daß an das Leben und die Zukunft der nächsten Generationen gedacht wird und die Voraussetzungen dafür auch bei der Stadtentwicklung zu berücksichtigen sind. Das vor allem verstehen wir BürgerInnen unter "Nachhaltiges Berlin"!

Mit den besten Grüßen und auf eine baldige, in unserem Sinne erfreuliche Antwort hoffend, verbleibe ich als Ihre

Anne Wagner-Junker

Stadtteilvertretung Spreeinsel
c/o Wilhelmstraße
Gertrud-Kolmar-Straße 4
10117 Berlin-Mitte

Bürger-Sprechstunde jeden letzten Mittwoch im Monat, ab 16 Uhr

www.spreeinsel.de
www.berlin-schlossplatz.de
e-Mail: info@spreeinsel.de

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