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Der Ort

Schlossplatz

Berlin, den 23.4.2007

Anne Schäfer-Junker

Berlin mit im Boot: bis 2013 entsteht das "Humboldt-Forum" auf dem Schlossplatz

Jetzt und zukünftig fließt die Spree nicht nur weiter durch Berlin, sondern die Stadt und das Land Berlin wird sich um seine bedeutende Mitte nun mit einer finanziellen Beteiligung kümmern: in Höhe von 32 Millionen Euro beim Bau des Humboldt-Forum auf dem Schlossplatz, das bis 2013 für rund 480 Millionen Euro errichtet werden soll. Wenn dies auch für Berlin „haushaltsangemessen“ erscheint und mehr wie ein symbolischer Beitrag gemessen an der vorerst genannten Gesamtsumme aussieht, so ist es doch ein erster Erfolg, daß die Berliner Regierung sich nicht mehr aus ihrer Verantwortung stiehlt, wenn es um den wichtigsten Platz der deutschen Bundeshauptstadt geht. Nach den Worten des Bundesbauministers heute ist das letzte Hindernis für den Neubau des Humboldt-Forums auf der Berliner Spreeinsel ausgeräumt. Der Bund zahlt den größten Teil der "Rechnung", aber auch das Land Berlin beteiligt sich an den immensen Kosten.

Das Humboldt-Forum soll in der Kubatur des einstigen Stadtschlosses ausgeführt werden – lt. Beschluss des Deutschen Bundestages. Außerdem sollen die drei äußeren Barockfassaden und der Schlüterhof rekonstruiert werden. Entgegen bisherigen Meldungen ist auch der Aufbau der Kuppel vorgesehen. Das Humboldt-Forum wird die außereuropäischen Sammlungen der Staatlichen Museen zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz und die wissenschaftlichen Bestände der Humboldt-Universität aufnehmen sowie Theater-, Kino- und Veranstaltungsräume aufweisen.

Wolfgang Tiefensee, Bundesminister für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung sowie Beauftragter der Bundesregierung für die neuen Bundesländer ließ die Presse heute im Palast-Skelett am Ort des ehemaligen Volkskammersaales der DDR wissen, daß im Herbst dieses Jahres die Bauaufgabe formuliert sein muß, um die Ausschreibung für einen Architektenwettbewerb zu versenden. Der historische Volkskammersaal, in dem die deutsche Einheit unterzeichnet wurde, ist eingelagert und ist ja möglicherweise zu verorten im Humboldt-Forum für Multimedia-Nutzungen oder vielleicht beispielsweise als Kinosaal? Der Wettbewerb wird viele Fragen beantworten: beispielsweise wie könnte das Humboldt-Forum an seiner Ost-Seite, der Spreeseite, aussehen? Hier ist alles offen. Auf jeden Fall gehören die Dahlemer Sammlungen der Stiftung Preußischer Kulturbesitz hier in die Mitte Berlins, in Korrelation zur Museumsinsel – nicht nur das Zeigen der hochkarätigen Exponate der außereuropäischen Sammlungen ist wichtig, sondern auch der Diskussions- und Bildungsprozeß, wie sie die Gebrüder Humboldt mit ihrem humanistischen Bidlungsideal, in ihren Weltbetrachtungen kulturell und wissenschaftlich vorgelebt haben. Geld für Planung und Ausschreibung ist da: mittelfristige Planung im Vorsorge-Haushalt 2008 – für 50.000 qm außereuropäische Sammlungen der Staatlichen Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz und den Kern der Humboldt-Bibliothek. Eine enge Kooperation der Ausschüsse im Bundestag wird die Entscheidungen für den Wettbewerbssieger ermöglichen.

Klaus WowereitModell Humboldt-Forum Modell Schloßplatz Wolfgang Tiefensee

An ungewöhnlichem Ort - der Volkskammersaal im Stahlskelett des Palastes der Republik. Klaus Wowereit (l.) und Wolfgang Tiefensee (r.) informieren über das Humboldt-Forum.

Der Berliner Anteil - zusätzlich zum Grundstück - wird laut Wowereit erstmals im Doppelhaushalt 2012/13 eingeplant und in Raten gezahlt. Vom privaten Förderverein des Stadtschlosses werden 80 Millionen Euro erwartet. Berlin soll nun innerhalb der nächsten drei Monate seine Pläne über die Nutzung der jetzt nur noch beanspruchten 5000 (statt bisher über 12 000) der insgesamt 50 000 Quadratmeter vorlegen. Klaus Wowereit, Regierender Bürgermeister von Berlin, formulierte, daß dies ein «ganz wichtiger Bauwerk für die Stadt, Gewinn für Berlin und die ganze Bundesrepublik ist». Klaus Wowereit, dem in Berlin nicht nur das Amt des Regierender Bürgermeisters sondern auch das Kultur-Ressort obliegt, plädierte nochmals „für eine temporäre Kunsthalle“ – diese habe „eine wichtige Botschafter-Funktion für Berlin und nichts mit der späteren Kunsthalle zu tun“, sondern soll in dem einen Jahr zwischen dem Abriss des Palastes der Republik Ende 2008 und dem Baubeginn des Humboldt-Forums 2010 den Schlossplatz attraktiv machen.

Das Bundeskabinett wird sich im Mai d. J. mit dem Projekt befassen. Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte zuletzt am Samstag gefordert, den Schlossplatz so schnell wie möglich wieder zu beleben.

Altes Museum Klaus-Dieter Lehmann Unter den Linden Staatsratsgebäude

An ungewöhnlichem Ort - der Volkskammersaal im Stahlskelett des Palast der Republik. Klaus-Dieter Lehmann, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, im Interview zum Humboldt-Forum.

In seinem Beitrag „Weltort für Kunst und Kultur – Berlins Mitte“* formuliert Klaus-Dieter Lehmann das Konzept zum Humboldt-Forum und ordnet dem historisch außerordentlich bedeutsamen Bereich der alten Berliner Mitte auf der Spreeinsel mit der Museumsinsel im Norden den geistig-kulturellen Kosmos zu:
„Die Mitte Berlins und ihre einzigartige Kultur- und Wissenschaftstopografie von Museumsinsel, Deutschem Historischem Museum, Humboldt-Universität, Staatsbibliothek und Zentral- und Landesbibliothek sind für das wiedervereinigte Deutschland ein realer und symbolischer Zukunftsort ersten Ranges.

Hier wurden seit dem 19. Jahrhundert die herausragenden Wissens- und Kunstschätze der abendländischen kulturellen Überlieferung zusammengetragen, von hier aus richtete sich in der Nachfolge der Brüder von Humboldt die Weltneugier auf das Fremde und Andere. Diese urbane Mitte ist wieder zu entdecken als die geistige Mitte der europäischen Metropole Berlin.“ ...

Zum Humboldt-Forum: Wilhelm von Humboldts Name steht für die Ideengeschichte Europas, für die tiefgreifende bildungspolitische Offensive, zur Ausbildung der Individualität durch Kunst und Wissenschaft. Die von ihm gegründete Berliner Universität und die Denkschrift zum Alten Museum sind ein wirksamer Ausdruck seines Denkens. Alexander von Humboldts Name steht für die weltoffene Beschreibung fremder Kulturen, für die Verbindung von Ästhetik und Natur, für das Bewusstsein einer kulturellen Koexistenz. Während das Wirken Wilhelm von Humboldts sich mit der Museumsinsel verbindet, einer humanistischen Bildungslandschaft, die mit ihren mehr als sechstausend Jahren Menschheitsgeschichte das Werden Europas dokumentiert, ist Alexander von Humboldt der geistige Vater des Schlossplatzes als Humboldt-Forum, das sich der Welt öffnet und Kompetenz in Weltverständnis vermittelt.

Bemerkenswert ist, dass Alexander von Humboldt seine Ideen im Berliner Schloss erörtern konnte: beim behaglichen Zusammensein auf der Rundbank im Teesalon König Friedrich Wilhelms IV., wo dieser regelmäßig mit ihm, Ranke, Schelling, Niebuhr und Schinkel zusammentraf. Museumsinsel und Schlossplatz werden so zu einer gedanklichen Einheit von Kulturerbe, Kulturwissen, Kulturbegegnung und Kulturerlebnis. Für diesen weltweiten Dialog stehen die Brüder Humboldt. Was vor zweihundert Jahren nur ein Modell sein konnte, können wir heute konkret realisieren. ...

Text- und Bildkultur, Wissenschaft, Film, Theater, Musik sollen in ihrer Wechselwirkung die außereuropäischen Kulturen vermitteln. Das Humboldt-Forum soll ein globales Netzwerk sein, das den Kunstgenuss gleichberechtigt neben die Auseinandersetzung mit den Chancen und Risiken der Globalisierung stellt und sich gleichzeitig als ein attraktives Veranstaltungszentrum versteht. Es soll ein offenes Haus werden: Nicht das ausgewählte Publikum, sondern das frei wählende Publikum in seiner ganzen nationalen und internationalen Interessensvielfalt ist der unmittelbare Adressat. ...“

*Jahrbuch der Stiftung Preußischer Kulturbesitz 2005, S. 115 – 128, Gebr. Mann Verlag.

Bauakademie, Friedrichswerdersche Kirche Dom und Dom-Aquarée Spreeseite nach Osten mit Rotem Rathaus St. Nicolai

 

Palast-Skelett sued Durch-Blcik zum Fernsehturm Palast-Skelett Sued

Der skelettierte Palast der Republik 23.4.2007 / Text und Fotos: Anne Schäfer-Junker

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