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Feuilleton online   Die Riesen in Berlin Tag 4
4.10.2009

Die Riesen in Berlin Tag 4

Gluecksparade

© Foto: Hans Scherhaufer

© Foto: Johanna Lemke

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© Foto: Johanna Lemke

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© Foto: Johanna Lemke

Berlin hat den Künstlern von Royal de Luxe und Jean Luc Courcoult ein großes Geschenk zur Einheits-Feier 2009 zu verdanken: Präsentiert von spielzeit’europa und Berliner Festspiele

„Le rendez-vous de Berlin – Das Wiedersehen von Berlin“
Ein Riesenmärchen, erzählt von Royal de Luxe

Getrennt, gesucht, gefunden

Die Geschichte der beiden Riesen verzaubert Berlin zum Mauerfalljubiläum

Anlässlich des Mauerfalljubiläums 2009 machen die Berliner Festspiele der Stadt ein ganz besonderes Geschenk: „Vom 1. bis 4. Oktober dürfen sich hunderttausende Berliner und Gäste aus der ganzen Welt auf ein sprichwörtlich gigantisches Theaterspektakel freuen“, so Festspiel-Intendant Joachim Sartorius. Auf Einladung von spielzeit’europa, der Theater- und Tanzsaison der Berliner Festspiele, kommt die französische Straßentheater-Compagnie Royal de Luxe nach Berlin und erinnert mit ihrem Riesen-Märchen von Trennung und Wiederfinden auf einzigartige Weise an die friedliche Revolution von 1989.

Die Geschichte beginnt so fantastisch wie ein Riesen-Märchen nur beginnen kann: Vor langer, langer Zeit, als Berlin noch ein Sumpfgebiet war, lebten dort Riesen. So auch der Große Riese und seine Nichte, die Kleine Riesin. Als eines Tages Land- und Meeres-ungeheuer die Stadt entzweirissen, einen Teil mit Mauern umschlossen und so die Riesen trennten, begann für beide eine schmerzvolle Odyssee. Während die Kleine Riesin sich mit ihrem Boot auf die Suche nach ihrem Onkel begab, gelang es dem Großen Riesen nach vielen Jahren, den schlafenden Geysir am Meeresgrund zu finden. Unsaft geweckt, lässt dieser die Erde erbeben und bringt so die Mauer zum Einsturz – der Weg für ein Wieder-sehen ist geebnet.

An dieser Stelle setzt im Oktober die Geschichte ein, die der künstlerische Leiter und Gründer von Royal de Luxe, Jean Luc Courcoult, speziell für Berlin zur Erinnerung an den Mauerfall vor 20 Jahren geschrieben hat. Wenn am 1. Oktober erste Vorzeichen auf dem Schlossplatz und dem Pariser Platz von der Ankunft der Riesen künden, verwandelt sich Berlin in eine lebendige Theaterkulisse und das viertägige Open-Air-Spektakel „Le rendez-vous de Berlin – Das Wiedersehen von Berlin“ beginnt. Die zentrale Veranstaltung rund um den Tag der Deutschen Einheit steht unter der Schirmherrschaft von Kulturstaatsminister Bernd Neumann: „Die phantasievolle Inszenierung mit den riesigen Marionetten, die sich nach Jahren der Trennung am Brandenburger Tor wiedersehen, ist an diesem symbolischen Ort ein eindrucksvolles Bild für den Drang der Deutschen nach Freiheit und selbstbestimmtem Leben, die Hoffnung auf die Zusammenführung von Familien und Freunden sowie die Wiedervereinigung eines geteilten Landes. Die viertägige Straßeninszenierung um den Tag der Deutschen Einheit ist ein Geschenk der vom Bund finanzierten Berliner Festspiele an die Berlinerinnen und Berliner und ihre zahlreichen Gäste. Ich danke allen Partnern und Unterstützern herzlich, die dieses Ereignis in Berlin möglich gemacht haben.“

Brigitte Fürle, die künstlerische Leiterin von spielzeit’europa, die die Arbeiten von Royal de Luxe seit vielen Jahren auf der ganzen Welt begleitete, über das Theaterereignis: „Das Riesenmärchen ist nicht nur ein Geschenk an die Stadt zu 20 Jahre Mauerfall; wir wollen die Menschen gleichermaßen berühren und verzaubern und werden mit einem Lächeln von tausenden Zuschauern diesen bedeutenden Moment feiern.“

Bevor der Große Riese am 3. Oktober am Humboldthafen der Spree entsteigt und sich auf die Suche nach seiner Nichte begibt, wacht diese einen Tag zuvor mit ihrem Boot vor dem Roten Rathaus auf, neben sich einen geheimnisvollen Postsack. „In dem Postsack der Kleinen Riesin befinden sich Briefe und Karten, die von der Stasi abgefangen und gelesen wurden und vielleicht niemals ihre Empfänger erreichten“, erläutert Courcoult. Den Sack im Schlepptau, macht sich die Kleine Riesin auf den Weg, ihren Onkel zu finden. Die Suche der beiden Riesen quer durch die ehemals geteilte Stadt führt sie an geschichtsträchtige Orte im historischen Zentrum Berlins wie Unter den Linden, Checkpoint Charlie, Potsdamer Platz und endet schließlich am Brandenburger Tor – eine Erinnerung sowohl an das Schicksal all jener Menschen, die durch die deutsch-deutsche Teilung entzweit wurden, als auch an das weltbewegende Ereignis des Mauerfalls vor 20 Jahren.

Für den kreativen Kopf hinter der Riesen-Saga Jean Luc Courcoult ist die Bedeutung des Ortes unabdingbar mit der Entstehung der Geschichte verknüpft. Für ihn ist der öffentliche Raum weit mehr als bloße Kulisse, er ist Quelle der Inspiration und zugleich eine Verpflichtung. Sein „Theater der Kreation“ beruht auf dem Grundsatz, Geschichten auf der Straße in größter Nähe zum Publikum zu inszenieren – unter freiem Himmel und bei freiem Eintritt. Dass auf diese Weise der Funke direkt überspringt, belegen die Aufführungserfolge rund um den Globus. Was Courcoult 1979 mitbegründete, entwickelte sich im Laufe von 30 Jahren zu einer der berühmtesten Straßentheater-Compagnien der Welt. Royal de Luxe inszeniert auf nie dagewesene Weise fantastische Märchen von Menschlichkeit und Abenteuern, die stets hunderttausende Zuschauer magisch in ihren Bann ziehen. Seit der „Geburt“ der Riesen 1993 reisen die Figuren der „Riesen-Saga“ durch die Weltgeschichte und nehmen die Emotionen historischer Ereignisse in ihre Geschichten auf.

Nach gefeierten Stationen 2006 in London, 2007 in Santiago de Chile und im Juni dieses Jahres in Nantes besuchen die Riesen Berlin. „Ich schenke den Menschen Träume, das ist alles. Das hier ist eine Geschichte fürs Herz und zugleich eine Geschichte über die Menschheit“, kündigt Courcoult die neueste Episode der Riesen-Saga „Le rendez-vous de Berlin – Das Wiedersehen von Berlin“ an.

Wenn Royal de Luxe seine Riesen auf die Reise schickt, kommen Kunstfertigkeit, Organisationstalent und technisches Fingerspitzengefühl zum Einsatz. Anders ließen sich die beiden Giganten von 15 und 7,5 Meter Höhe nicht bewegen. Beide Marionetten werden von Tragekonstruktionen gehalten, die ihre massiven Körper durch die Straßen wandern lassen. Für den Zauber ihrer unglaublich lebensecht wirkenden Bewegungen sorgen allein beim Großen Riesen 30 sogenannte „Liliputaner“, also jene Akteure, die der 2,5 Tonnen schweren Marionette Leben einhauchen. Die Kleine Riesin bringt im Vergleich zu ihrem Onkel immerhin noch 800 kg auf die Waage. Die Körper der beiden Riesen sind Kunstwerke aus Stahl, Linden-und Pappelholz. Zwei Beispiele sollen die Ausmaße veranschaulichen: Der Große Riese hat die sagenhafte Schuhgröße 237, die Perücke der Kleinen Riesin wurde aus 50 Pferdeschweifen geknüpft. Es bedarf eines immensen Aufwandes, um den Figuren diese menschliche Anmutung zu verleihen – ein Kunststück, das sich weit über die Dimension der technischen Machbarkeit hinausbewegt.

Brigitte Fürle freut sich nach nunmehr drei Jahren Vorbereitungszeit auf den großen Moment des „Wiedersehens von Berlin“, einem Großereignis, vergleichbar mit der Reichtagsverhüllung von 1995 oder dem Sommermärchen der WM 2006, an dessen Realisierung zum jetzigen Zeitpunkt mehr als 200 Personen im Dauereinsatz arbeiten: „Mit einem poetischen und berührenden Märchen werden die Riesen auf unvergleichliche Weise und mit dem zärtlichen Blick, der ihnen eigen ist, 20 Jahre Mauerfall zu einem unvergesslichen Erlebnis machen. Ein Oktobermärchen für Berlin.“

ARTE begleitet die Produktion von der Ankunft der beiden Riesen in Berlin bis zu ihrem Wiedersehen am Brandenburger Tor, spricht mit den Machern und wirft einen Blick hinter die Kulissen der Riesenparade. Die Sendung wird am Samstag, den 3. Oktober, um 20.15 Uhr auf ARTE ausgestrahlt. ARTE Kultur berichtet vorab vom 28. September bis zum 2. Oktober.
Unter www.arte.tv/royaldeluxe werden Webreporter und Webcams den Weg der Riesen durch Berlin vier Tage lang begleiten.

Pressemitteilung (Goldmann PR)

www.riesen-in-berlin.de

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